Altshauser Ried

Typ: Moor

Karte von Altshauser Ried

Das Altshauer Ried ist ein weitgehend entwässertes, ehemaliges Niedermoor. Es erstreckt sich auf über 3 km² und geht westlich von Blönried in das Stubener Ried über. Es ist durch Verlandung eines Sees entstanden, der sich in der Späteiszeit gebildet hatte. Heute wird das Altshauser Ried überwiegend grünlandwirtschaftlich genutzt.

Entwicklung der Seen- und Moorlandschaft rund um Altshausen

Mit dem allmählichen Abtauen der Eismassen am Ende der letzten Eiszeit stellten sich in der Umgebung von Altshausen immer wieder neue Abfluss-Situationen ein. Die folgenden Karten zeigen, wie man sich die Entwicklung der Seen- und Moorlandschaft vor ca. 24 000 Jahren bis 19 000 Jahren vorstellen kann. Das Ganze allerdings ohne Gewähr, denn manches ist hier Interpretationssache!

Stadium 01

Man kann erkennen, dass sich das Altshauser Becken während des Abtauvorgangs zu einem Wassersammelbecken entwickelte. Von Norden kamen die bereits entstandenen Flüsse, von Süden strömten die Schmelzwässer des Gletschers in den See. Erst von hier aus erfolgte dann der Abfluss nach Osten in das etwas tiefer gelegene Obere Schussenbecken, in dem ebenfalls über längere Zeit noch ein großer Eisrandstausee lag.

Bis heute hat sich diese Funktion erhalten. Booser Ach und Hühler Ach nehmen zahlreiche Nebenflüsse auf und entwässern über das Altshauser Ried nördlich von Zollenreute in die Schussen und damit in den Bodensee. Von den vielen Seen der Späteiszeit rund um Altshausen sind hingegen nicht mehr allzu viele übriggeblieben. Die meisten sind komplett verlandet und haben sich zu Mooren entwickelt.

Wenn du mehr über Moore wissen möchtest:

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Wenn du mehr über Verlandungsprozesse wissen möchtest:

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Mit der nachfolgenden Karte kann man sich einen sehr schönen Überblick über die verschiedenen Moore rund um Altshausen verschaffen.

Die folgende Grafik zeigt ein Profil von Bad Saulgau im Nordwesten über Altshausen und Blitzenreute bis nach Staig im Südosten.

SaulgauAltshausenBlitzenreute_Profilserie_08_heute.png

Man erkennt im Südosten das tief gelegene (Mittlere) Schussenbecken mit dem steilen Anstieg von Staig nach Blitzenreute und im Nordwesten die markante Erhebung der Äußeren Würmendmoräne mit dem Übergang in die Saulgauer Schotterebene. Im zentralen Teil des Profils liegt das Altshauser Ried. Von beiden Richtungen her fällt das Gelände zu dieser Beckenlandschaft treppenartig ab. Das Gelände ist hier gekennzeichnet von kleineren Wällen mit zwischengeschalteten Riedgebieten. Zur Erklärung dieser Situation kann folgende Profilserie genutzt werden:

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Ein Blick mit der Lupe

Mit der folgendenn Darstellung werden die Geländehöhen im Bereich des Altshauser Rieds näher unter die Lupe genommen. Es wird deutlich, dass es einige Inseln innerhalb des ehemaligen Sees gegeben haben muss, die bis heute leicht aus dem Ried emporragen. Dies zeigt sich auch in der anschließenden Querschnittsdarstellung.

Bei einem Blick in das Innere der Erde erleben Geologinnen und Geologen ja so manche Überraschung. Vielleicht ging es auch dem Moor- und Torflagerstätten-Forscher Karlhans Göttlich so, als er in den 1960er Jahren das Altshauser Ried genauer untersuchte. In den Erläuterungen zu seiner Moorkarte von Baden-Württemberg liefert er die Ergebnisse seiner umfangreichen Erkundungen. Sage und schreibe 271 Bohrungen hat er hier niedergebracht, um zuverlässige Aussagen über Moormächtigkeiten und die verschiedenen Moorschichten treffen zu können. Er unterscheidet dabei in organische Schichten, die ausschließlich aus pflanzlichem Material gebildet sind (Torf), Sedimente mit organischen Anteilen (Mudde), sowie rein mineralische See-Sedimente (Tone und Sande).

Zu seinem moorgeologischen Querschnitt, der hier in vereinfachter Form gezeigt wird, schreibt Karlhans Göttlich:

„In der sehr bewegten Grundmoräne über Glazialtonen viele kleine Vorseen, aus deren Verlandung das tiefgründige Moor (maximal 1050 cm) aufgewachsen ist. Die oberen Schichten sind durch Versumpfung entstanden. Auffällig sind die insgesamt 34 mineralischen Inseln.“

Das Altshauser Ried früher und heute

Wahrscheinlich hat sich der ein oder die andere schon gewundert, weshalb hier so viel von Mooren die Rede ist. Ein Blick ins Altshauser Ried ist doch eher ein Blick in eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Wiesenlandschaft. Sie wird im Laufe eines Jahres mehrfach gemäht und gedüngt.

Entwässerung im 19. oder im 20. Jahrhundert?

Wie in vielen anderen Mooren Oberschwabens wurde offensichtlich auch hier entwässert, um landwirtschaftlich nutzbare Flächen hinzuzugewinnen bzw. besser bewirtschaften zu können. Das folgende Kartenbild aus dem Topographischen Atlas des Königreichs Württemberg stammt aus dem Jahr 1832. Man kann zahlreiche, geradlinig durch das Ried verlaufenden Gräben erkennen. Handelte es sich damals schon um klassische Entwässerungsgräben zur Absenkung des Grundwasserspiegels und damit zur Trockenlegung des Moores?

Die Beschreibung des Oberamts Saulgau aus dem Jahr 1829 lässt zunächst daran zweifeln. Die Altshausener Bauern glaubten zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst wohl noch nicht an eine Verbesserung durch intensive Entwässerung:

„Die Gegend von Altshausen ist überhaupt sehr wasserreich und das Thal insbesondere sehr versumpft. Seine Majestät der König ließ deßwegen dieselbe im Jahre 1821 durch den Königlichen Ober-Wasserbau-Director, Obersten von Duttenhofer untersuchen, in der Absicht, eine Entwässerung des Achthals, und somit auch des Altshauser Thals vorzunehmen. Der Plan scheiterte aber an dem Vorurtheil der Anwohner, daß der fast ganz aus Wiesen bestehende Grund im trockenen Zustand einen geringeren Ertrag gewähren würde.“ (S. 135)

Womöglich hatten die Gräben auf der Karte also eine andere Bedeutung. In einem Gutachten der Königlichen Zentralstelle für Landwirtshaft in Ulm von 1916 wird jedenfalls von einer ausgedehnten Be(!)wässerung der Moor- bzw. Wiesenflächen in „früherer Zeit“ gesprochen. Gleichzeitig wird aber auch auf bereits erfolgte Verbesserungen der Abflussverhältnisse durch Flussbegradigungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verwiesen. Die Skepsis gegenüber Entwässerungsmaßnahmen muss im 19. Jahrhundert also einer zunehmenden Offenheit gegenüber solchen Eingriffen in den Naturraum gewichen sein. Eine konsequente Trockenlegung des Altshauser Ried fand aber wohl erst im 20. Jahrhundert statt. Im Großraum Altshausen hingegen sind Eingriffe ins Gewässernetz mit dem Ziel der Trockenlegung bereits ab dem 15. Jahrhundert urkundlich belegbar.

Wenn du mehr über die Folgen der Entwässerung wissen möchtest:

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